Neues niederländisches Gerichtsurteil stellt eine geteilte Haftung zwischen Entleihern und Lohnverrechnungsunternehmen fest, auch bei Haftungsfreistellungsklauseln
Von Asha Jokhoe
Ein kürzlich ergangenes niederländisches Gerichtsurteil sollte Unternehmen dazu veranlassen, ihren Ansatz in Bezug auf die Haftung bei der Lohnbuchhaltung in den Niederlanden zu überdenken. Das Urteil besagt, dass Entleiher und Lohnbuchhaltungsunternehmen gemeinsam für Fehler bei der Einhaltung der Vorschriften verantwortlich sind, selbst wenn die Verträge Haftungsfreistellungsklauseln enthalten, die die Haftung auf eine Partei verlagern sollen.
Der Fall, der alles veränderte
Ein Unternehmen der Modebranche wandte sich an ein Lohnbuchhaltungsunternehmen, das Dienstleistungen für seine Arbeitnehmer anbieten wollte. Bei den ersten Gesprächen legte der Vertreter des Lohnbüros die Preise auf der Grundlage der zivilrechtlichen Mindestbeschäftigungsbedingungen fest und wies darauf hin, dass der Entleiher nicht an einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) gebunden sei. Bei dieser Einschätzung wurde der allgemein verbindliche Branchen-GAV für die Modeindustrie, der sogenannte MITT, übersehen.
Die Parteien unterzeichneten einen Einstellungsvertrag, der eine Standardformulierung enthielt, die den Entleiher dazu verpflichtete, korrekte Informationen über die geltenden Beschäftigungsbedingungen zu geben und das Lohnbuchhaltungsunternehmen für alle Ansprüche aufgrund falscher Informationen zu entschädigen. Als der Entleiher bei der Aufnahme des Arbeitsverhältnisses gefragt wurde, ob ein GAV gelten würde, antwortete er auf der Grundlage der früheren Korrespondenz mit der Lohnbuchhaltungsfirma: „Kein GAV anwendbar“.
Nachdem der Arbeitnehmer damit begonnen hatte, Aufgaben unter der Aufsicht und Kontrolle des Entleihers zu erfüllen, reichte er eine Lohnklage ein und machte geltend, dass er gemäß der MITT-Vereinbarung entlohnt werden sollte. Das Lohnbuchhaltungsunternehmen beglich die Forderung schließlich und forderte dann vom Entleiher eine Erstattung mit der Begründung, dass der Entleiher es versäumt habe, korrekte Informationen über die Beschäftigungsbedingungen zu liefern.
Die Entscheidung des Gerichtshofs: „Let’s Go Dutch“
Das niederländische Gericht fällte ein Urteil, das beide Parteien überraschte, indem es eine gemeinsame Haftung feststellte. Das Gericht stellte fest, dass sich der Entleiher zwar vernünftigerweise auf die Angaben eines erfahrenen professionellen Lohnbüros zur Anwendbarkeit des GAV verlassen konnte, dass aber das Versäumnis des Entleihers, eigene Nachforschungen zu den branchenspezifischen Beschäftigungsbedingungen anzustellen, zur falschen Anwendung beigetragen hat.
Anstatt einer der beiden Parteien die volle Verantwortung aufzuerlegen, teilte das Gericht die Haftung hälftig auf, so dass sowohl der Entleiher als auch das Lohnbuchhaltungsunternehmen die Abwicklungskosten zu gleichen Teilen tragen mussten.
Was dies für Ihr Unternehmen bedeutet
Dieses Urteil legt mehrere wichtige Grundsätze fest, die sich darauf auswirken, wie Unternehmen die Einhaltung der Lohn- und Gehaltsvorschriften in den Niederlanden handhaben:
Gerichte können Haftung trotz Vertragsbedingungen aufteilen
Selbst bei vertraglichen Haftungsfreistellungsklauseln tragen sowohl Entleiher als auch Anbieter von Lohn- und Gehaltsabrechnungen die Verantwortung dafür, dass die korrekten Beschäftigungsbedingungen eingehalten werden. Die Gerichte werden den Beitrag jeder Partei zur Nichteinhaltung der Vorschriften prüfen und nicht einfach vertragliche Haftungsverschiebungen durchsetzen.
Anforderungen an die Sorgfaltspflicht haben sich ausgeweitet
Entleiher können sich nicht mehr allein auf das Fachwissen ihres Lohnbüros verlassen. Die Unternehmen müssen sich unabhängig von den Empfehlungen ihres Lohnbüros über die für ihre Branche geltenden GAV und Beschäftigungsbedingungen informieren.
Professionelle Beratung schließt die Haftung nicht aus
Auch wenn sich Entleiher vernünftigerweise auf die Beratung durch ein professionelles Lohnbuchhaltungsunternehmen verlassen können, entbindet sie dies nicht von ihrer eigenen Überprüfungsverantwortung. Von beiden Parteien wird erwartet, dass sie ihre Sorgfaltspflicht erfüllen.
Wichtige Aktionsschritte
Unabhängige Überprüfung der Branchenanforderungen
Informieren Sie sich über die für Ihre Branche geltenden GAV, auch wenn Ihr Lohnbuchhaltungsanbieter angibt, dass keine gelten. Branchenspezifische Vereinbarungen sind vielleicht nicht sofort ersichtlich, können sich aber erheblich auf die Beschäftigungsbedingungen auswirken.
Dokumentieren Sie Ihre Compliance-Bemühungen
Führen Sie Aufzeichnungen über Ihre Nachforschungen zu den Beschäftigungsbedingungen und zur Anwendbarkeit des GAV. Diese Dokumentation beweist, dass Sie sich nach Treu und Glauben um die Einhaltung des GAV bemüht haben, was die Gerichte bei der Haftungszuweisung berücksichtigen.
Überprüfung bestehender Verträge
Entschädigungsklauseln sind zwar nach wie vor wichtig, aber sie bieten weniger Schutz als bisher angenommen. Konzentrieren Sie sich auf den Aufbau gemeinsamer Prozesse zur Überprüfung der Einhaltung der Vorschriften mit Ihrem Lohnbuchhaltungsanbieter.
Wie People2.0 die Compliance unterstützt
Wir von People2.0 kennen die Komplexität des niederländischen Arbeitsrechts und die Bedeutung einer genauen CLA-Bestimmung. Unser niederländisches Team arbeitet mit unseren Kunden zusammen, um die geltenden Arbeitsbedingungen zu überprüfen und sicherzustellen, dass beide Parteien ihre Sorgfaltspflichten erfüllen.
Wir bieten umfassende Unterstützung bei der Identifizierung von GAVs in allen niederländischen Industriesektoren und verfügen über aktuelle Kenntnisse der branchenspezifischen Anforderungen. Unser Ansatz umfasst neben den vom Kunden zur Verfügung gestellten Informationen auch eine unabhängige Überprüfung, um alle Parteien vor Compliance-Risiken zu schützen.
Gemeinsam nach vorne gehen
Dieses Gerichtsurteil unterstreicht, dass die Einhaltung der Lohn- und Gehaltsabrechnung die aktive Mitwirkung aller Beteiligten erfordert. Wie das Gericht dargelegt hat, kann bei Fehlern bei der Einhaltung der Vorschriften die Haftung entsprechend dem Beitrag der einzelnen Parteien zu dem Problem aufgeteilt werden.
Die wichtigste Erkenntnis liegt auf der Hand: Sowohl Entleiher als auch Anbieter von Lohn- und Gehaltsabrechnungen müssen die Beschäftigungsbedingungen unabhängig voneinander überprüfen und können sich nicht allein auf das Fachwissen oder die vertraglichen Haftungsfreistellungsklauseln der anderen Partei verlassen, um sich zu schützen. Wie ein niederländisches Sprichwort sagt: Wenn beide Parteien zu dem Problem beitragen, können sie am Ende tatsächlich auf den Kosten sitzen bleiben.
Wenden Sie sich an unser niederländisches Team, um zu besprechen, wie sich dieses Urteil auf Ihre Lohn- und Gehaltsregelungen auswirkt, und erfahren Sie mehr über unseren kooperativen Ansatz bei der Überprüfung der Einhaltung des CLA.